MÜNCHNER BOHEME

Wies´n Historie

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1810, vier Jahre nach der Erhebung Bayerns zum Königreich fand die erste Prinzregentenhochzeit statt. Kronprinz Ludwig, der spätere König Ludwig I. vermählte sich mit Prinzessin Therese von Sachsen-Hildberghausen am 12.10.1810.

Der Bankier von Dall`Armi bat um die Erlaubnis im Rahmen der Hochzeitsfeierlichkeiten ein Pferderennen ausrichten zu dürfen. Der Austragungsort sollte ein Gelände vor dem Sendlinger Tor, seitens der Straße, die nach Italien führte sein. Zu Ehren der Braut bekam der Ort den Namen Theresienwiese. Weshalb ein Münchner eben auf die Wies´n statt zum Oktoberfest geht. Das Rennen fand unter den Augen der königlichen Familie statt. Und wurde ein solcher Erfolg, daß beschlossen wurde, es im Jahr darauf zu wiederholen. Damit begann die Tradition der Oktoberfeste. Die Pferderennen bildeten lange Zeit den wichtigsten Teil des Festes und wurden bis 1938 veranstaltet.

Bereits 1811 fand das erste Landwirtschaftsfest auf der Theresienwiese zusammen mit dem Oktoberfest statt. Schon 1818 versorgten kleine Buden die Besucher mit Bier und das erste Karussell sowie zwei Schaukeln befanden sich auf dem Festplatz.

Zitat 1823:"Mehrere Tage vor dem Feste selbst füllt sich die Stadt mit Fremden. So daß sie in den Gasthöfen kaum unterzubringen sind....Unter grünen zweckmäßigen Verzierungen wächst auf der Theresienwiese eine hölzerne Stadt mit wohlgeordneten Gassen mit Galerien oben auf. Um mit allen Arten von Lebensmitteln und anderen häuslichen Bedürfnissen beynahe 3 Wochen unter dem lustigsten Volksgetümmel in den Feyerstunden einen ununterbrochenen Verkehr daselbst zu treiben."

1843 dominierte nach wie vor die Rennbahn den Festplatz. Außerhalb davon befand sich der Bauplatz der Bavaria und Plätze für vier Münchner Wirte. Innerhalb des Rennovals war der königliche Pavillon, das landwirtschaftliche Ausstellungsgelände, 24 Bewirtungsbuden, der Glückshafen, ein Karussell und ein Schaustellergeschäft zum Boltzschießen. Die Strom- und Wasserversorgung regelten 2 Brunnen. 2 Retiraden standen zur Verfügung.

Wasser

1890 erfolgte der Anschluß des Festplatzes an die öffentliche Wasserleitung.

Strom und Gas

Nachdem anfänglich einige Wirte auf eigene Faust und Rechnung mittels Dynamomaschinen die ersten Bogenlampen elektrisch erstrahlen ließen, wurden 1885 sechzehn Bogenlampen im Auftrag des Magistrats installiert. Die Stromversorgung wurde durch eine stationäre Dampfmaschine geregelt. Ab 1890 wurde die Beleuchtung durch gasbetriebene Leuchtkörper ergänzt. Ab 1901 wurde die Stromversorgung über die städtischen Elektrizitätswerke abgewickelt. Zuvor dienten Kerzen in Windlichtern und Petroleumlampen als Beleuchtung. 1955 erhellten erstmals Leuchtstoffröhren die Wies´n.

 

1850 fand die Enthüllung der Bavaria statt. 1864 waren ca. 360 Wirts- und Schaubuden auf der Theresienwiese.

1872, die Wies´n wurde immer größer. Neben der Rennbahn, der Schießbude, den Wirtsbuden und dem landwirtschaftlichen Ausstellungsareal gab es offiziell bereits 6 Küchelbäcker, 20 Wurstküchen, 30 Käsestände sowie 20 Wirtsbuden und 4 Karussells. Doch dies ist unvollständig. Neben "fliegenden Ständen", die Brot, Obst, Zuckerwaren, Spielwaren, Schriften u.a. anboten, kamen entlang des Zugangsweges aus der Innenstadt allerlei Schau- und Verkaufsbuden dazu. Überhaupt wuchs die Anzahl der Schausteller in den 1870er Jahren stark an.

 

Bis 1880 stieg die Anzahl der Buden auf 401 an. Im selben Jahr errichtete die königliche Polizeidirektion ein Dienstbüro auf der Wies´n. "Grobe Exzesse auf der Theresienwiese....sowie die Erfahrung, daß dieses Fest nur als Zechgelegenheit für die arbeitende Bevölkerung benützt wird" gaben den Ausschlag dafür. Über 550 Wirts- und Schaubuden wurden 1890 gezählt. Ab 1896 wurden große Bierburgen von den Wirten in Zusammenarbeit mit den Brauereien aufgestellt. Bis heute hat das Monopol der Münchner Brauereien auf der Wies´n Bestand.

1910 ist das 100jährige Oktoberfestjubiläum. Zu diesen Anlaß wurde wie bereits 1835 zur silbernen Hochzeit von Ludwig I. ein Festzug veranstaltet. Diese Wies´n war von der Ausgestaltung her die bis heute (!) aufwendigste. Neben den üblichen Bestandteilen des Festes gab es auch Veranstaltungen, die sich historisch auf das Fest bezogen.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kamen Ansichtskarten groß in Mode. Allein die offiziell beauftragte Firma Ottmar Zieher gab 120 verschiedene Motive heraus. 1913 fand das letzte Oktoberfest mit den Prinzregenten Ludwig statt. Der dynastisch-nationale Charakter kam letztmals zum Tragen. Von 1810 bis 1913 war die Wies´n geprägt durch das Haus Wittelsbach.

1930 wurde die bis heute beinahe unveränderte Festplatzstruktur angelegt. Durch die Versorgungsanlagen (Gas, Wasser, Strom, Kanalisation) ist es auch kaum möglich etwas zu verändern.

Die Wirtsbuden waren anfangs des Oktoberfestes erst im Halbkreis, dann kreisförmig auf den Königspavillion hin ausgerichtet. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts lockerte sich die Ordnung etwas, einige größere Wirtsbuden wurden außerhalb des Rondells aufgebaut. Anfang des 20. Jahrhunderts verschwanden dann die Großbierhallen aus dem Rondell und wurden parallel zueinander entlang der Straße errichtet. Ab 1930 wurde die Wirtsbudenstraße auf 35 Meter verbreitert und Straßen zwischen den Bierhallen entstanden. Um den "uferlosen Morast" bei schlechtem Wetter vorzubeugen, ließ die Stadtverwaltung die Straßen makadamisieren. 1936 wurde geteert, heute gibt es 5 km Asphaltstraße auf den Festplatz. Auch zum 125 jährigem Wies´n Jubiläum wurde ein Festzug veranstaltet. 1935 gab es unter anderem 5 Wies´nreittage mit 15 Rennen, darunter SS-Reitspiele. Die NS-Stadtverwaltung veranstaltete unter dem Motto "Stolze Stadt-Fröhlich Land" Aufmärsche, Ausstellungen und Veranstaltungen, in denen die Wies´n in ihrem Sinne genutzt wurde. Die Nazis hatten verschiedene Pläne zur Umgestaltung des Festplatzes. 1934 wurde der Abriß der Ruhmeshalle hinter der Bavaria geplant. Statt dessen sollte ein Veranstaltungsgelände errichtet werden. Aufmarschstrassen hätten die Wies´n durchzogen. 1935 wurde eine andere Variante vorgelegt, bei der neben der Ruhmeshalle auch die Bavaria beseitigt worden wäre. Statt dessen sollte eine riesige Kongreßhalle mit Heldengedenkstätte errichtet werden. Nach Plänen von 1938 sollten die Bavaria und die Ruhmeshalle bestehen bleiben, jedoch von monumentalen Bauten umrahmt werden. Die Theresienwiese sollte quadriert werden. Ob und wie das Oktoberfest erhalten werden sollte ist nicht bekannt.

1949 wurde mit dem ersten Oktoberfest nach dem 2. Weltkrieg der "Oktoberfest Trachten- und Schützenzug" fester Bestandteil des Festes, an dem in- und ausländische Gruppen teilnehmen. Im Jahre 1951 hatte der Festplatz 25 Hektar Größe und 743 Zulassungen ausgegeben. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung gab es beinahe jährlich sogenannte "Rekordwies´n" mit immer noch höheren Besucherzahlen und mehr Umsatz an Essen und Trinken.

Am 26.09.1980 wurde eine Bombe vor dem Oktoberfest Haupteingang gezündet. Eine Tat, bei der 12 Menschen starben und 215 Menschen verletzt wurden. Diese Tat wird einem Einzeltäter rechtsextremistischer Gesinnung zugeschrieben.

Dieses Jahr findet das Oktoberfest zum 168. Mal statt, da es 24 Mal wegen Cholera, Krieg oder Inflation ausfallen mußte.

Viel Spaß auf der diesjährigen Wies´n!

 

 

 

 

 

Solltet ihr weitere interessante Infos zur Wies´n Historie haben, gebt´s uns doch unter kontakt@muenchnerboheme.de Bescheid.

Poster: Wolfgang Heinrich Haas

 

Als Text und Bildquelle dienten uns:"München das waren die Fünfziger" Heinz Gebhardt, Verlag Münchner Stadtmuseum; "Wirtshäuser in München um 1900" Pasinger Fabrik, Buchendorf Verlag; "Prinzregentenzeit" Richard Bauer, Verlag C.H. Beck; "Heute Hinrichtung" Dering/Gröner/Wenger, Verlag Münchner Stadtmuseum; "München Bier Oktoberfest" Hanns Glöckle, Verlag Bayerland; "Das Oktoberfest" Verlag Münchner Stadtmuseum
 
Crew
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